Beginn einer Erfolgsgeschichte
Es sind viele Erfolge, die den Weg von Landestrainer Micha Mallick gepflastert haben. Beim großen Bundespokal holte die Ba-Wü-Auswahl in 27 Jahren neun Mal den Titel, acht Mal den, sechs Mal den dritten Platz. „Da kommt keiner ran“, witzelt er über seine großen Verdienste.
Die Möglichkeit für die Spieler, sich mit einem guten Endergebnis beim Bundespokal zu profilieren, ist für Micha Mallick mindestens so wichtig wie das Auftreten während des Turniers. Gerne erinnert er sich deshalb auch an Turniere, in denen sein Team im Überkreuzvergleich unterlag, anschließend aber nicht aufgab und aus den restlichen Partien als Sieger vom Feld ging. Darüber hinaus hat es Michael Mallick immer als wichtigste Aufgabe angesehen, die Spieler individuell weiter zu entwickeln. Trotz seiner Bescheidenheit darf er mit Recht stolz sein, 77 Nachwuchsvolleyballer aus Südbaden, Nordbaden und Württemberg zu Junioren-Nationalspielern (NK-1 Kader) entwickelt und 19 A-Nationalspieler ein Stück auf ihrem Erfolgsweg begleitet zu haben.
Menschen zählen mehr als Titel
Aber es sind nicht nur die Titel, Medaillen und Nationalspieler, die für den Landestrainer zählen. Es geht ihm ums Ganze. Gerne erzählt Micha Mallick die Geschichte, die ihm vor einigen Jahren passiert ist, als er auf der Autobahn im Stau stand. Vor ihm öffnet sich eine Autotür und ein großer Mittvierziger steigt aus. Micha Mallick erkennt den früheren Spieler aus Berliner Zeiten, der aus „schwierigen Verhältnissen“ kam und seinen Jugendtrainer in guter Erinnerung behalten hatte. „Ohne dich wäre ich kein vernünftiger Mensch geworden“, bedankte er sich spontan bei seinem ehemaligen Mentor. „Das ist eine der vielen kleinen Geschichten, die einen Trainer glücklich machen“, sagt Micha Mallick.
Geschichten kann er – meist augenzwinkernd – über viele seiner Spieler erzählen. Über Christian Pampel, den er am Rande eines Jugendpokalspiels in Mannheim zufällig in der Nachbarhalle entdeckt hat. Oder über Simon Tischer, der anfangs zwar „klein und mickrig“ schon mit 13 Jahren „ein Gefühl für Raum und Zeit hatte und instinktiv spürte, wie seine Spieler den Pass brauchen“. Oder über Markus Steuerwald auf seinem Weg von einer „Flitzpiepe“ zum gestandenen Profi.
Der erfolgreichste Spieler, der durch Mallicks Hände als Landestrainer ging, ist Jochen Schöps, heute 37 Jahre alt und 318-facher Nationalspieler. Und aus dem Jahrgang 1985/86 haben es mit Sebastian Schwarz, Patrick Steuerwald, Max Günthör und Jaromir Zachrich gleich vier Ba-Wü-Spieler bis in die Nationalmannschaft geschafft.
Besonders gefreut hat ihn auch die deutsche Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2014 in Polen, zu der gleich vier seiner ehemaligen Schützlinge – Jochen Schöps, Sebastian Schwarz, Max Günthör und Markus Steuerwald – beigetragen haben.
Schlüssel zum Erfolg
Michael Mallicks Erfolgsrezept: „Du musst die Talente erkennen und den Schlüssel finden sie zu motivieren, dass sie erst einmal kommen, um sie dann den Volleyballsport kennen und lieben zu lehren“. Hört sich einfach an, wenn man – wie Trainerfuchs Mallick – ein Gespür dafür hat, wie’s geht.
Wobei er immer wieder betont, dass ihm nur ein Stück an der Erfolgstorte gebührt. „Es gehören immer viele Menschen dazu, einen Spieler zu entwickeln. Meine Anteile sind unterschiedlich. Als Landestrainer trainiert man die Jungs ja nur in einem bestimmten Abschnitt“. In der Regel sind die Jungs in der Ba-Wü-Auswahl zwischen 17 bis 19 Jahre alt.
Weil man sich als Landestrainer nicht um alles selbst kümmern kann, hat Michael Mallick immer dafür gesorgt, ein passendes Umfeld zu schaffen. „Wenn ich der Meinung war, da schlummert ein Talent, habe ich versucht, alle mit einzubinden.“ So wie beispielsweise Anfang der 2000er-Jahre in Ulm bei Matthias Klippel, der sich als Quereinsteiger vom Skispringer zum Volleyball-Juniorennationalspieler entwickelt hat.
Konzentration aufs Traineramt
Anders als in anderen Bundesländern ist den Landestrainern der ARGE ein Leistungssportkoordinator zur Seite gestellt, der sich um organisatorische und strukturelle Aufgaben kümmert. Michael Mallick hat das immer sehr zu schätzen gewusst. „Das ist eine Riesenunterstützung, weil man sich so ganz auf sein Trainerdasein konzentrieren kann.
Seit mehr als 40 Berufsjahren dreht sich bei Mallick alles um den Volleyball. Was für viele heutzutage nicht vorstellbar ist, war für ihn immer selbstverständlich. Private Termine hat er als Volleyballtrainer stets zurückgestellt. „Unsere Hochzeit haben wir auf ein freies Wochenende gelegt“, erzählt er. Bei den Geburten seiner Kinder konnte er nicht dabei sein und Geburtstage wurden nachgefeiert. „Aber“, so räumt er mit einem Augenzwinkern ein, „auch in einer intensiven Sieben-Tage-Woche kann man sich Freiräume für private Dinge schaffen.“
Weitsicht bringt Erfolg
Ein guter Nachwuchstrainer fokussiert sich nicht auf kurzfristige Erfolge, sondern agiert mit Weitblick. Beispiel gefällig? Weil der Talentfluss in Nordbaden zu versiegen drohte, klapperte Mallick im Frühjahr 2012 drei Monate lang die Grundschulen in Bühl ab, sichtete 20 Talente und trainierte mit ihnen. Sieben Jahre später ist die U20-Jugend des TV Bühl Deutscher Meister geworden, und den Kern des Teams bildeten genau die Spieler, die der Landestrainer sieben Jahre zuvor beim Grundschulsport entdeckt hatte. Darunter mit Leon Meier und Simon Gallas zwei Athleten, die heute für Bühl in der Bundesliga spielen und zum Bundeskader gehören.
Mit der derzeitigen Auswahlmannschaft der Jahrgänge 2003/2004, die in seinen Augen „kaum zu schlagen“ ist, wollte Michael Mallick 2020 sowie 2021 am Bundespokal teilnehmen. Leider haben Corona-Beschränkungen und Frühberentung diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Abschluss seiner Trainerkarriere sieht es Mallick bei allem Bedauern trotzdem positiv: „Ich bin froh, meine Arbeit in gutem Zustand an meinen Nachfolger übergeben zu können.“ Zum 1. Januar 2021 soll die Stelle neu besetzt werden.
Wenn es sein Gesundheitszustand zulässt und Micha Mallick nicht gerade mit einem seiner vier Enkelkinder beschäftigt ist, wird er auch zukünftig hin und wieder in den Sporthallen im „Ländle“ anzutreffen sein und über Volleyball fachsimpeln.
Nationalspieler, die aus der BaWü-Auswahl kamen:
Georg Wiebel, Frank Bachmann, Christian Pampel, Simon Tischer, Til Lieber, Jochen Schöps, Matthias Pompe, Sebastian Schwarz, Patrick Steuerwald, Max Günthör, Jaromir Zachrich, Thilo Späth, Markus Steuerwald, Fabian Kohl, Jan Zimmermann, Jakob Günthör, Tim Stöhr, Julian Zenger, Mario Schmidgall.